Dienstag, 4. März 2014

Schreibkunst

An dieser Stelle möchte ich meine absolute Lieblingskurzgeschichte, die ich schon vor längerer Zeit geschrieben habe, könnten auch schon 2 bis 3 Jahre her sein, vorstellen. Viel Spaß beim lesen!



Schnell schlinge ich den letzten Rest Müsli in meiner Schüssel hinunter und kippe mir den Kaffee aus meiner Lieblingstasse in den Schlund, als meine Mutter die Küche verlässt. Ich stehe auf, nehme die Tasse und die Schüssel und stelle sie in die Spüle. Ich trete einen Schritt zur Seite, öffne eine der vielen Küchenschubladen der an der Wand stehenden Küchenschränke und krame zwischen den etlichen Küchenutensilien darin umher auf der Suche nach einem tauglichen Messer. Ich nehme ein etwa 20 Zentimeter langes heraus, prüfe die Schärfe der Klinge, schließe die Schublade und verschwinde in mein Zimmer. Ich gehe an meinen Schulranzen, der gleich neben dem nicht gemachten Bett steht, verstecke das Messer hinter den Büchern und Heften für die Schule, schließe den Ranzen, hänge ihn mit Schwung um meine Schulter und gehe in den Flur, in dem ich in meine Schuhe schlüpfe und meine Jacke anziehe. Ohne noch ein weiteres mal nach meiner Mutter zu sehen, verlasse ich die Wohnung, gehe rhythmisch die vielen Treppen des Mietshauses hinunter, stoße unten die Tür nach außen auf und laufe zur Schule. In Gedanken bin ich die ganze Zeit bei den Ereignissen, die mir heute widerfahren werden...
Ich gehe mehrmals meinen Plan durch und überlege mir noch einmal, ob ich dies auch wirklich tun soll, als in mir die Wut aufsteigt und ich mich definitiv dafür entscheide, während ich schließlich an der Schule ankomme. Ich gehe zum Vertretungsplan und prüfe, ob eventuelle Änderungen meinen Plan stören, doch glücklicherweise muss ich ihn nicht kurzfristig ändern. Ich betrete das Schulgebäude und weiche allen Blicken der Schulkameraden aus, die mich seltsam beäugen, woraufhin ich ein leichtes Lächeln aufsetze, dass mein leicht zorniges Gesicht ablöst. Ich gehe durch den Eingangsbereich und steige eine Treppe hoch, biege dann rechts ab und nehme eine weitere Treppe, die mich zu meinem Klassenzimmer führt. Jeder weitere Schritt dauert für mich eine Ewigkeit. Meine Gedanken in diesem Moment sind wirr und undefiniert, doch immer noch versuche ich, mein Ziel im Blick zu behalten. Je weiter ich mich der Tür nähere, desto wärmer wird mir und ich spüre, wie ich anfange zu schwitzen. Mit weitergehend verschwommenen Gedanken betrete ich das Klassenzimmer.
Keiner meiner Klassenkameraden ist da, wie erwartet. Ich gehe an meinen Platz und nehme den Stuhl runter, hänge meine Jacke um ihn, stelle meinen Rucksack daneben und setze mich hin. Jetzt brauchte ich nur noch zu warten, bis sie kommen würde...
Ich öffne noch einmal meinen Rucksack, und prüfe, ob das Messer da ist, und als ich nach ihm taste, schneide ich mich natürlich gleich an der Klinge. Wenigstens wusste ich jetzt, dass es da war. Kurz betrachte ich die Schnittstelle und lecke dann das Blut davon ab und wische sie anschließend an meiner Jeans ab, während jemand das Zimmer betritt. Jedoch ist es nur einer der Jungs aus der Klasse, der seinen Ranzen hin wirft und wieder aus dem Raum flüchtet, als ich ihn anstarre. Innerlich grinsend sitze ich weiter auf meinem Platz und warte. Die Schnittwunde hörte nicht auf zu bluten, weshalb ich immer wieder daran herum leckte, bis dann eine weitere Person den Raum betritt, sich fragend umschaut und dann wieder geht. Vom Gang her erreichen mich nun verschiedene Stimmen, die ich nicht erkenne, sowie die des Jungen, der seinen Rucksack im Zimmer abgelegt hatte. Seufzend warte ich weiter, während der Geräuschpegel auf dem Flur steigt. Mit der Zeit treten weitere Klassenkameraden ein und legen ihre Sachen an ihre Plätze, um dann wieder aus dem Raum zu verschwinden, da ich sie alle anstarre um sie zu verjagen...
Und schließlich tritt auch sie ein, mit ihren langen braunen Haare, die ihre Wangen streifen und ihr Gesicht zart umrahmen. Wie immer sieht sie perfekt aus: mit Make-Up, Accessoires und teurer Markenkleidung, und mit ihren wundervollen blauen Augen, die fast schon zu Strahlen scheinen. Ihre schmalen Hüften, zarten Schultern, langen Beine und ihre Oberweite hat sie wie immer betont, aber nicht zu sehr, um auch nicht wieder zu viel Aufsehen zu erregen. Allein ihr Gang ist wundervoll...
Wenn man je eine Person als so schön wie ein Engel bezeichnen würde, wäre es definitiv nicht sie, da sie einfach noch schöner ist, unvorstellbar, der Traum eines jeden männlichen Teenagers. Und ich spreche sie an, als sie an mir vorbei läuft. "Sofort, in der freien dritten Stunde, hinter der Schule im Wald, allein, niemand erfährt davon. Ich erwarte deine Anwesenheit."
Das muss sie einfach tun, ich wusste, sie könnte dem niemals nicht nachgehen. In meinem Augenwinkel sehe ich, dass sie ein Lächeln aufsetzt, mit an die Wand gerichteten Augen. Ich wende mich von ihr ab, auch wenn man nicht hätte sagen können, ich wäre ihr vorher zugewandt, und lausche dem Klang ihrer Schritte, die zurück von ihrem Platz nach draußen führen. Gut, jetzt war der erste Schritt des Plans getan, jetzt werde ich ihn auch zu Ende bringen. Die Zeit bis zum Beginn der ersten Stunde vergeht wie im Fluge, jedoch zieht sich die Schulstunde etwas in die Länge, da es, wie jedes mal, uninteressant ist. Ich verliere schließlich die Geduld und folge dem Unterricht der zweiten Schulstunde gar nicht. Und endlich ist auch diese vorüber. Ich notiere die Hausaufgaben aus Gewohnheit, packe mein Zeug, und verlasse damit hastig das Schulgebäude. Unbemerkt entferne ich mich vom Schulgelände und betrete einen Pfad neben der Schul, gehe ein Stück daran entlang und betrete dann durch ein Gebüsch den Wald. Hier ist man ziemlich sicher vor Blicken. Es eignete sich perfekt als Versteck, würde es nur nicht jeder kennen. Es würde jedenfalls für meine Zwecke dienen. Ich setze mich auf einen Baumstumpf und nehme meinen Rucksack ab. Ich krame nach einer Flasche, in der sich ein Gemisch aus verschiedenen Getränken befindet, darunter auch alkoholische, und trinke diese zügig komplett aus. Ich packe sie zurück in die Tasche und nehme mir mein Messer hinaus, lege es neben die Tasche, sodass es nicht sofort auffällt und warte auf ihr Erscheinen. Noch war es Pause. Weiter und weiter vergeht die Zeit des Wartens. Und endlich taucht sie auf, das Gebüsch raschelt und sie steht vor mir. Ich stehe auf und schaue ihr in ihre strahlenden Augen...
Sie tritt einen Schritt näher an mich heran während ich weiterhin gebannt auf ihr Gesicht starre. Wir stehen eine Zeit lang da und schauen uns gegenseitig an. Ich will gerade nach dem Messer greifen, als sie nach meiner Hand greift. Plötzlich schießt mein Puls in die Höhe. Sie sieht die Schnittwunde an meiner Handinnenfläche und schaut mir kurz wieder in die Augen. Ich fühle mich wie versteinert, kann mich nicht mehr bewegen, als sie ihr Lippen an die Schnittwunde führt und sie damit berührt. Ich vergesse plötzlich meinen Plan und starre wie gebannt auf sie. Sie kommt näher an mich heran, was mich erschreckt, ich stolpere und falle nach hinten auf den Baumstamm. Sie setzt sich auf meinen Schoß und mein Puls steigt noch weiter. Doch dann wendet sie sich von mir ab. Ihr Blick fällt auf meine Tasche...
Das Messer.
Ihr Blick fällt zurück auf mich, sie wird panisch und springt auf.
Verdammt, verdammt, verdammt! Ich greife das Messer, stehe auf, und starre sie an. Wie gelähmt steht sie da und schaut auf mich und das Messer. Noch einmal bei klarem Verstand lasse ich das Messer fallen und befehle ihr, zu gehen.
"Los! Bevor ich meinem Plan folge!"
Sie geht einen Schritt auf mich zu und ich gerate in Panik. Ich will nach dem Messer greifen, doch dann steht sie schon wieder bei mir. Sie tritt das Messer aus meiner Reichweite und ich atme erleichtert auf. Sie schlingt ihre Arme um meinen Hals. Ich schließe meine Augen.


Ende